Mehrweg statt Einweg

Für jede Schale den passenden Deckel

Der Wunsch, von Ein- zu Mehrweg zu wechseln, hatte seit Jahren bestanden. Verzögert wurde seine Umsetzung durch die Suche nach dem passenden Deckel. In dem Fall nicht für den Topf, sondern für die Schalen, die schnell gefunden waren. Darin werden Patienten kalte Beilagen wie Salat und Dessert serviert. Wegen des Cook and Chill-Verfahrens dürfen diese nicht auf den Teller. „Am Klinikum haben wir ein spezielles Tablettsystem“, erklärt Tobias Fürste, Küchenleiter des KSC. Verwendet wird die sogenannte Halbeuronorm. So ist auf Station nur ein statt der üblichen zwei Wagen für 40 Essen erforderlich.

Ein weiterer Vorteil: Es wird weniger Stellfläche in der Küche benötigt. „Das System war bei seiner Einführung jedoch nicht ausgereift“, fährt Fürste fort. „Um die kalten Beilagen auf dem halb so großen Tablett stapeln zu können, mussten wir auf Einwegartikel zurückgreifen, weil es für die Porzellanschalen keine Deckel gab.“ Diese sollten CE-zertifiziert sein, dem Hygienestandard sowie Industrieanforderungen entsprechen, vielen tausend Spülgängen standhalten und nicht zu teuer sein.

Der Küchenleiter und Projektmanager Daniel Hannemann begaben sich also auf Gastro- und Großverbrauchermessen auf die Suche. Das war vor etwa fünf Jahren.

„Manche Deckel waren todschick, allerdings ungeeignet, weil wir damit im Wagen nicht zwei Schalen aufeinanderstellen konnten“, beschreibt Tobias Fürste das Problem. Andere waren wiederum flach genug, hatten aber keine Abrutschkante, sodass der Inhalt der Schalen beim Transport verschüttet worden wäre. Bei wieder anderen rutschten oder kippten die Schalen.

Der Prozess gestaltete sich zäh und wahrscheinlich würden die beiden heute noch suchen. Hätten sie vor zwei Jahren nicht die Idee gehabt, die Produktion passender Deckel in Auftrag zu geben. Auf ihre Bitte setzte sich der Porzellanlieferant mit dem Hersteller in Verbindung – leider ohne Erfolg: Für den 3D-Druck der Deckel gab es nicht das entsprechende Werkzeug, und seine Anschaffung würde sich nicht rechnen. Was tun? Mitstreiter finden, um den Einkaufswert niedrig zu halten und damit sich der Absatz für die produzierende Firma lohnt.

Am 15. Februar 2020 war es dann soweit und die Deckel gingen in Serie. „Zusätzlich benötigen wir für die Umstellung von Ein- auf Mehrweg andere Hubwagen mit einheitlicher Abnahmehöhe für die Portionierung“, ergänzt der Küchenleiter. Dafür und die Reinigung – Geschirrsiebe waren bereits vorhanden – wurden noch 2,8 Stellen eingerichtet. Insgesamt belaufen sich die Anschaffungskosten auf ca. 20.000 Euro. Eine Investition, die sich mittelfristig rechnet. Auch wenn sich die Umstellung von Ein- auf Mehrweg zu Zeiten des Klimawandels leider kaum auf die Entsorgungskosten auswirkt. 2019 wurden am Klinikum allein 250.000 Becher und Deckel verbraucht, die in 1.000 Kartons mit einem Gesamtvolumen von 27,6 m3 verpackt waren. Zum Vergleich: Das Volumen eines Standardcontainers liegt bei 33,1 m3. Das ist eine Menge Abfall, wie Manuela Ulbrich, Servicemanagerin KSC, weiss: „Wir verursachen nun knapp zwei Tonnen weniger Müll, die Kostenersparnis beläuft sich gerade mal auf 550 Euro.“ Umso besser, dass das Klinikum sich zu diesem Schritt entschieden hat.